Kranksein
ist nur dann super, wenn man deshalb eine Matheprüfung verpasst.
Ansonsten ist es einfach nur mühsam. In deiner gewohnten Umgebung kennst du
zumindest einige Medikamente, die helfen könnten, hast sie vielleicht noch im
Medischränkli und wenn nicht, gehst du einfach zu deinem Hausarzt oder in die
Apotheke und erklärst der Fachperson dein Anliegen frei Schnauze in deiner
Muttersprache.
Jetzt bist
du aber in Japan. Die Medikamente in der Apotheke kennst du nicht, das Personal
versteht kein Wort von deinem (heiseren) Englisch, und ich behaupte jetzt
einfach mal, dass du in Japan keinen Hausarzt hast. Oh dear.
Wenn du
schlau bist, hast du Zuhause ein paar Medikamente eingepackt. Vielleicht etwas
gegen Schmerzen, gegen Fieber und etwas gegen Magenverstimmungen, die du aufgrund
der fremden Küche eventuell gebrauchen könntest. Aber hast du auch etwas gegen
Verbrennungen und Augeninfektionen eingepackt? Oder… gegen
Mittelohrentzündungen?
Also ich
nicht. Ich wache also in meinem Hostel in Nagoya auf und höre auf dem rechten
Ohr nix mehr. "Das geht schon vorbei", sage ich mir. Schliesslich dauert
die Erkältung nun schon eine ganze Woche, das ist nur der letzte Schlag, bevor es
dann wieder besser geht.
Mein einziges Foto von Nagoya... weil ich den Rest der Zeit hustend das Bett hütete. |
Am nächsten Morgen sind die Schmerzen auf dem
rechten Ohr weg, aber jetzt hat sich Satan mein linkes Ohr vorgenommen. Mit Hören ist immer noch Sense bzw. hat sich meine temporäre Taubheit auch auf die linke Seite ausgebreitet. Ich nehme das letzte Stückchen
Ponstan. Jetzt muss eine Alternative her.
Nicht gerade meine beste Form. |
Es ist Sonntag. Ob die Apotheken wohl geöffnet sind? In einem nur teilweise christlichen Land
sollte das eigentlich kein Problem sein. Ich melde mich an der Rezeption des
Hostels und frage, wo die nächste Apotheke ist. Bingo, gleich um die Ecke! Die
nette Mitarbeitende schreibt mir dann gleich noch die japanische Übersetzung für
„Mittelohrentzündung“ - oder von dem, was sie aus meiner phantomimischen Darstellung gespickt mit ein paar Erklärungsversuchen auf Englisch, verstanden hat - auf einen Zettel.
Ich zottele los in Richtung
Apotheke, wo dann wie erwartet niemand Englisch spricht. Der Zettel! Meine Rettung. Zu zweit zeigen sie
mir das passende Medikament. Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt nur für die
Schmerzen oder nur für die Entzündung oder für beides ist. Da ich vor allem
schmerzfrei reisen will, versuche ich hier nochmals, „Schmerzen“ phantomimisch darzustellen.
Das muss nicht nur saublöd ausgesehen haben, sondern hat überhaupt nichts bewirkt. Denn nur weil ein Japaner „Yes, yes“ sagt, heisst es nicht, dass er
dich verstanden hat.
Medikament
gekauft, zurück im Hostel. Da das Ponstan noch anhält, warte ich bis am
Nachmittag mit der nächsten Dosis. Und tada, es wirkt! Schmerzfrei seit Anfang
Oktober, yippie!